Baerbock hat dazu aufgerufen, die Werte des Europarats zu verteidigen.
Annalena Baerbock
Baerbock: Schweiz ist ein guter Ort für Ukraine-Friedensgipfel. (Symbolbild) - keystone

Deutschlands Aussenministerin Annalena Baerbock hat 75 Jahre nach der Gründung des Europarats dazu aufgerufen, die unter Druck geratenen Werte dieser ersten grossen europäischen Nachkriegsorganisation zu verteidigen.

«Unsere europäische Art zu leben, die Werte unseres Europarats, sie werden herausgefordert wie nie zuvor seit dem Ende des Kalten Krieges», sagte sie am Donnerstag in einer Bundestagsdebatte in Berlin. Auch vor dem Hintergrund des Attentats auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico fügte sie hinzu: «Wir werden als Demokratinnen und Demokraten Europas unsere europäische Demokratie verteidigen.»

Der 1949 gegründete Europarat ist für die Wahrung der Menschenrechte in seinen Mitgliedstaaten zuständig. Zu seinen Organen gehören unter anderem das Ministerkomitee, die Parlamentarische Versammlung und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Er ist kein Organ der Europäischen Union. Zu den 46 Mitgliedern gehören alle Länder der EU, aber auch Grossbritannien oder die Türkei. Er ist damit zuständig für 680 Millionen Europäerinnen und Europäer – von Grönland bis Aserbaidschan.

Europarat weitgehend unbekannt

Zum Jubiläum empfinde sie tiefe Dankbarkeit, sagte Baerbock. Deutschland sei «in Europa und durch Europa als Demokratie erwachsen geworden». Die Werte des Europarats würden von «aussen durch Autokraten wie (den russischen Präsidenten) Wladimir Putin, der den Eroberungskrieg zurück nach Europa gebracht hat, aber auch von innen mit Hass und einer Rückkehr des Völkischen» bedroht. Journalisten würden eingesperrt, Gerichte sollten manipuliert werden, gegen sogenannte Fremde werde gehetzt. Immer wieder sehe man, «wie Hass in Gewalt umschlägt und wie sie jeden treffen kann».

Viele Redner in der Debatte kritisierten das vom georgischen Parlament verabschiedete Gesetz zur Einschränkung des ausländischen Einflusses auf die Zivilgesellschaft. Das Parlament wird von der moskaufreundlichen Partei Georgischer Traum dominiert. «Dieses Gesetz verbaut Georgien nicht nur den Weg in die Europäische Union, es widerspricht auch allen Werten des Europarates», sagte Johann Wadephul von den Christdemokraten. «Und deswegen können wir Georgien nur auffordern, dieses Gesetz wieder abzuschaffen. Es passt nicht zu Europa.» Georgien hat den Status eines EU-Beitrittskandidaten.

Der SPD-Abgeordnete Frank Schwabe bedauerte, dass der Europarat weitgehend unbekannt sei. «Es ist die tollste und grösste und beste Menschenrechtsorganisation und Organisation für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa.» Heute sei der Europarat in Gefahr, weil immer mehr Mitgliedsstaaten sich gegen seine Werte wendeten. Man müsse diese errungenen Werte «mit Zähnen und Klauen verteidigen».

AfD sorgt für Empörung

Für Empörung sorgte Nicole Höchst von der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD), die von «Geldflüssen» und dem Einfluss «reicher Interessengemeinschaften» auch auf den Europarat sprach. Julian Pahlke von den Grünen hielt ihr entgegen: «Der einzige Abgeordnete aus der deutschen Delegation zum Europarat, der keine Interessenserklärung vorgelegt hat, ist Petr Bystron – weil er verschweigen möchte, woher er Spenden bekommt, woher er Geldgeschenke bekommt, weil die AfD verheimlichen möchte, von wem sie sich schmieren lässt.»

Gegen Bystron hat die Generalstaatsanwaltschaft München Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit und der Geldwäsche eingeleitet. Das wurde zeitgleich mit der Debatte im Bundestag bekannt.

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